ARO 244

Hier können Sie sich und ihren ARO vorstellen

Moderator: Werner

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Hesselbach
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ARO 244

Post by Hesselbach »

Ich glaube ich kann es nicht vermeiden hier mal meine ganze ARO-Geschichte zu erzählen. 1989, als gerade die DDR zusammengebrochen war hat mich mein Versicherungsvertreter angesprochen und mir mitgeteilt er habe in den neuen Bundesländern so ein komisches Auto geschenkt bekommen und da er wußte, daß ich schon immer ein begeisterter Auto-Schrauber bin könnte ich vielleicht Interesse daran haben. Außer meinem treuen Arbeitstier VW-Bus war damals mein anderes Auto einen Nissan-Patrol leider Schrott, der Motor Block war gerissen und ein neuer hätte gut 8000 D-Mark gekostet. Ich wollte mir damals einen Toyota Landcruiser HJ 80 bestellen, der hatte aber ziemlich lange Lieferzeiten und da war so als Übergangslösung dieses komische Auto mir recht. Damals hatte ich noch nie einen ARO selbst gesehen, nur in Fachzeitschriften wie z.B. Off Road wußte ich von dessen Existenz. Der ARO hatte nur 3.200 km auf dem Tacho, aber der Motor war defekt. Also habe ich dieses Ding mir geholt. Bei einer früheren Fahrt hatte der arme Motor all sein Wasser verloren, die Heizungsschläuche waren total porös, es waren genau die gleichen grauen Schläuche wie als Ablauf Schlauch an unserer Waschmaschine sind. Ich habe dem Motor also eine neu Zylinderkopfdichtung und komplett neuer Schläuche spendiert und da ist er auch wieder gelaufen. Das tat er dann auch bis 15.000 km, dann hat er auf einmal starke gequalmt und kaum noch Leistung gehabt. Ich habe die Kompression gemessen und siehe da, Zylinder 3 hatte nur noch 6 bar während die anderen bei 35 lagen. Also wieder Kopf runter und da war das Übel auch schon zu sehen, tiefe Riefen seitlich im dritten Zylinder! Dann habe ich die Öwanne demontiert und das Pleul aufgeschraubt und dann den Kolben nach oben herausgedrückt, da konnte ich den Fehler sehen: bei der Montage hatten die Rumänen ein Sicherungsring für den Kolbenbolzen einfach weggelassen, der Kolben Bolzen war nach außen gewandert und hatte die Lauffläche erheblich beschädigt. Nach dieser Reparatur lief der ARO wieder mal. Diesmal allerdings nur 6.000 km, da war plötzlich der Öldruck weg und der Motor wurde sehr laut. Da habe ich den Motor mit Öl stark überfüllt und bin dann mit niedrigen Drehzahlen noch heimgefahren, es waren ja nur 20 km. Bei der erneuten Zerlegung mußte ich dann feststellen daß die Ölpumpe gar nicht mehr angetrieben wurde, der Antrieb erfolgt über einen etwa 20 cm langen 6mm Sechskantstab, dieser war Antriebsseitig total rund und somit konnte keine Kraftübertragung mehr stattfinden. Es lag an also an total mieser Materialqualität. Als Ersatz habe ich einen langen Imbus Schlüssel von Hazet verwendet den ich kurz vor dem gewinkelten Ende abgeschnitten hatte . Nachdem ich den Motor mit komplett neuen Lagern wieder zusammengebaut hatte lief er wieder recht gut, etwa 5.000 km. Da hat es dann in voller Fahrt einen GAU gegeben, das Auslaßventil vom 2. Zylinder ist abgerissen, hat Kolben und Pleul sowie den Zylinderkopf total zerstört. Damals war die Ersatzteile Lage von ARO noch hervorragend, die Firma Automot in Heidenau bei Dresden hat alle Ersatzteile schnell und sehr billig geliefert, so kostete damals zum Beispiel ein kompletter Kolben nur DM 15,-. Da das zerstörte Pleul im Motor Block und die Dichtfläche der Zylinderlaufbuchsen total zerstört hatte war der Motor nun nicht mehr zu reparieren, inzwischen hat sich aber auch mein Einkommen (ich betreibe eine kleine Radio-Fernseh Reparaturwerkstatt) stark verringert so daß ich den teuren Toyota vergessen konnte. Da habe ich mich so informiert was die anderen ARO-Fahrer so für Motoren eingebaut haben und der Peugeot XD3 Diesel hat nur Lob bekommen. Bei einem Schrott Händler in der Nähe habe ich dann diesen Motor erstanden und vor dem Einbau komplett überholt (Kolbenringe, Lager und natürlich Ventile) der Einbau des Peugeot Motors war sehr aufwendig, die Auspuffanlage mußte ich zum größten Teil selbst konstruieren, die Kupplungsscheibe habe ich mir von einem Fachbetrieb im Ruhrgebiet nach Zeichnung und Muster anfertigen lassen. Nun ja, es hat sich gelohnt! Seit diesen Umbau ist mein ARO schon knapp 200.000 km gelaufen, der Motor hat außer Diesel (8,5 bis 10,5 l) und Ölwechsel alle 5.000 km nichts gebraucht, nur das Getriebe mußte ich schon zweimal instandsetzen, bei der letzten Reparatur habe ich allen Lager durch deutsche Lager ersetzt, jetzt ist Ruhe. Auch die Radlager, die Simmeringe und die Achslager habe ich ersetzt, jetzt ist der ARO genau so problemlos wie die modernen Westautos. Die Ersatzteil Situation ist leider jetztnicht mehr so gut, die Firma in Heidenau ist schon lange pleite und auch der General Importeur ARO-Amlacher kann nicht mehr so schnell alles liefern, das liegt daran daß der Staat das ARO-Werk an irgendeinen südamerikanischen Spekulanten verschleudert hat, der ARO total ausgeplündert hat. Seit längerer Zeit suche ich für meinen ARO einige Teile, vor allem ein 5 Gang Getriebe sowie zwei Achsschenkel mit Scheibenbremsen sowie eine komplette Servo Lenkung. Mir wurden schon einige Fahrzeuge angeboten bei den die Karosserie total durchgerostet war, die Idee meine recht gute Karosserie umzubauen ist nicht schlecht aber ich habe leider in meiner engen und niedrigen Garage nicht die Möglichkeit die Karosserie vom Rahmen zu trennen. Auch ein wirklich guter ARO 243, der ja vom Werk aus schon als Lkw eingestuft ist mit Andoria Motor und 5 Gang Getriebe wäre für mich interessant, wenn der Preis stimmt. Zu Schluß möchte ich den Mädels von Automot und Herrn Amlacher nochmals danken, für die gute Ersatzteilversorgung als ARO noch liefern konnte.
Leider ist ARO jetzt endgültig pleite, das finde ich sehr traurig. Mein ARO wird jedenfalls nicht für 2500 € verschrottet, ich werde ihn weiterfahren solange es irgendwie geht. Ich denke auch, daß er die 300.000 km noch erleben wird. Ich wünsche allen ARO-Fahrern und Freunden allzeit eine gute Fahrt.

Mit freundlichen Grüßen

Hesselbach

;)
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